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Tonstudio – Christoph Amann

live recording session #104

Mittwoch, 15.04.2009

[timed offdate=”2012mmdd”]


MANON BANCSICH – Klavier und Innenraumklavier
RENI WEICHSELBAUM – Blockflöte
BERNHARD SCHÖBERL – Gitarre
NIKOLAUS GERSZEWSKI – Komposition/Klavier

“SONATA FOR SOLO PIANO AND TINY INSTRUMENTS” (Ordinary Music Vol.9, revisited 2009)

 



Die Klänge die virtuell in einem Musikinstrument drin stecken, können niemals nur sie selbst sein. Sie sind einerseits in den Klangstrom des jeweiligen Stückes verwoben, andererseits in einen musikgeschichtlichen Kontext. Sie sind mit Erinnerungen an schon Gehörtes verknüpft, sind selbst das Medium dieser Verknüpfung. Dies gilt besonders für das Pianoforte, besonders dann wenn man auf Präparationen verzichtet und das Instrument ganz einfach “es selbst sein” läßt. Die großen Komponisten haben ihre Fingerabdrücke hinterlassen: jede greifbare Tastenkombination läßt sich zurückverfolgen. So klingt in jeglichem Akkord ein ungeheurer Reichtum an musikalischer Erinnerung mit. Teil “A” der Sonate spielt mit diesem Phänomän.

In Teil “B” tritt die Erinnerung zurück. Die instrumentale Klangfülle reduziert sich auf zweistimmigen Kontrapunkt. Die einzelnen Stimmen kreisen, in kleinen Intervallbewegungen, jeweils um ein tonales Zentrum. Im weiteren Verlauf wird das Farbspektrum durch kleine Instrumente (“tiny Instruments”) erweitert: Melodika, Trommel, Rassel, Cymbal, Triangel, Woodblock. Das Gehör stellt sich um, die Aufmerksamkeit verlagert sich aufs Momentane: die Ausdifferenzierung der Klangqualitäten, am Beispiel einer konstanten melodischen Struktur.

Der dritte, “Transition” überschriebenen Teil widmet sich dem Phänomän der Konsistenz von Klangmasse: Cluster und chromatische Läufe in allen Lagen, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Lautstärken und Dämpfungsgraden (mittels beider Pedale, sowie eines auf den Saiten ausgebreiteten Tuches).

Die “Reprise” schließlich kehrt zurück zum anfänglichen Akkordschema. Die musikalische Erinnerung wird reaktiviert: jetzt vor dem Hintergrund des eben Gehörten.

“ORDINARY MUSIC VOL.15, FOR ANY SOUND SOURCES” (2008)

In der Diagrammpartitur sind ganz elementare Klangphänomäne verzeichnet: ein Pfeifen, ein Rauschen, ein gleichmäßiges Pochen, ein Arpeggio, ein Tremolo, ein Triller, ein gesprochenes Wort, ein Crescendo, ein Diminuendo, ein kleines und ein großes Intervall, ein Gongschlag, ein Glissando… Die Musiker gehen jeder für sich, mit ruhiger Hand, einer Beschäftigung nach: sie stellen Klangobjekte her, die an und für sich ästhetisch indifferent sind. Sie könnten auch Nebenprodukt einer Tätigkeit von ganz anderer Zweckbestimmung sein…

BIOS

MANON BANCSICH
Geboren 1983 in Wien. 

Klavierstudium seit 2003 in Wien bei Manfred Wagner-Artzt und Johannes Marian. Schwerpunkt Improvisation und neue Musikströmungen. Jänner 2008 Abschluss des Bakkalaureatsstudiums mit Auszeichnung. Herbst 2008 Auslandssemester an der Sibeliusakademie in Helsinki bei Annikka Kontorri-Gustafsson. 

Intensive Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Spielarten der neuen Musik: Improvisationen, Erstellung von Improvisationskonzepten, Spielen von komponierter Musik…

Mitglied der Helikopter (Improvisationsensemble).
Mehrmalige Teilnahme an den Wiener Tagen der Zeitgenössischen Klaviermusik. 
Auftritte im Echoraum (Wien 15) im Rahmen des kleinen symposions sowie Winter im Herbst. 

Geplante Projekte:
März 09 Auftritt bei den zeitgenössischen Kammermusikwochen im Salon Goldschlag.
8. 5. 09 Auftritt bei V’elak_rec mit Florian Kindlinger, Stefan Fraunberger und Jakob Schneidewind
2. – 9. 8. 09: Önskekvist: Jugendaustausch mit jungen MusikerInnen aus Oslo, Norwegen, zum Thema improvisierte Musik. Bestehend aus Workshops und Konzerten.

Außerdem Studium der Musikerziehung und der Mathematik, private Tätigkeit als Klavierlehrerin in Wien.

RENI WEICHSELBAUM
In Deutschland aufgewachsen, studierte IGP Blockflöte in Wien und Barcelona, und Musikerziehung und Germanistik in Wien und Karlsruhe. Konzerttätigkeit beim Kaleidophon in Ulrichsberg, dem Amann Studio, verschiedenen Vernissagen, Soho in Ottakring. Mitglied der Improvisationsgruppe Monocle (Manon-Liu Winter, Katharina Klement, Josef Novotny, Reni Weichselbaum), weiters Zusammenarbeit mit Bernhard Schöberl, Andrea Baumann und Florian Binder. CD „Monocle“ EX-568-2. Lebt und arbeitet in Wien (2 Kinder, 1 Mann, AHS-Lehrerin).

BERNHARD SCHÖBERL
Geboren 30.04.1979 in Innsbruck.

Studien an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und der Norwegian Academy of Music in Oslo.

Konzerte in Österreich, Deutschland, Norwegen, Ungarn bei Festivals wie Wien Modern, Donaueschinger Musiktage, Klangspuren Schwaz, Budapesti Öszi Fesztivál oder dem V:NM-Festival.

Zusammenarbeit mit dem SWR-Sinfonieorchester und dem Mitteleuropäischen Kammerorchester.
Uraufführungen und Widmungen von Komponisten wie Bernhard Lang, Kees Arntzen, Werner Raditschnig, Robert Kellner, Tomasz Skweres, Ye Hui, Niklas Seidl, Ivan Buffa, Veronika Mayer oder Onur Dülger.
Konzerte mit Musikern wie Rhys Chatham, Klaus Filip, Herbert Pirker, Tim Blechmann, Maja Osojnik, Burkhart Stangl, Bernd Klug, Daniel Lercher, Wolfgang Musil, Susanna Gartmayer, Reni Weichselbaum, Noid, O.Blaat, Peter Kutin.
Mitwirkung in den Ensembles ctrl, lsd sowie dem Wiener Geräuschorchester.

Initiator der Konzertreihe ‚das kleine symposion’, Mitveranstalter der Reihe ‚velak_rec’.
Mitbegründer und Obmann des Vereins snim – spontanes netzwerk für improvisierte musik. 
http://snim.klingt.org 

Unterrichtstätigkeit an der Musikschule Pulkautal in Niederösterreich.

http://bsch.klingt.org 

NIKOLAUS GERSZEWSKI
*1964, studierte 1986-91 Freie Kunst an der HfbK Hamburg. Als bildender Künstler galt sein Interesse der abstrakten und konkreten Malerei. 
92-98: Aufenthalt in Budapest, Tätigkeit als Kunstrezensent und improvisierender Musiker in einem Lärm-Orchester. 
Ab 02: Autodidaktische Kompositionsstudien. 
05: Aufführung der graphischen Partitur „Treatise“ von Cornelius Cardew, mit der Gruppe „serve music (for graphic scores)“
05-08: Künstlerischer Leiter der Veranstaltungsreihe FORUM NEUE MUSIK, in Hamburg. 
Ab 09: Freier Veranstalter von Konzerten in Hamburg, unter dem Label „Initiative 21 (Musik des 21.Jh.)“. 

CD: „Ordinary Music Vol.3, for String-Trio & Doublebass“, auf Creative Sources Rec..

„Ordinary Music“ wird u.a. aufgeführt von den Ensembles: „Eis“ (Wien), „Lemur“ (Norwegen), „Nelly Boyd-Kreis“ (Hamburg), „Variable Geometric Orchestra“ (Lissabon), „Acros Percussion Collective“ (USA), „soNU“ (USA).

Die „Diagrammnotation“ entwickelt sich aus der Praxis musikalischer Improvisation. „Ordinary Music“ entsteht vor Allem aus der Bewegung (quasi musikalisch-gymnastischer Übung). Mittels der Diagramme soll eine Aufmerksamkeit hergestellt werden für jeweils bestimmte Qualitäten der Resonanz. Tonhöhen, Dauern und zeitliche Aufeinanderfolge der Ereignisse bleiben dabei mehr oder weniger indeterminiert.

http://www.ordinary-art.com

 

 

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