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Tonstudio – Christoph Amann

live recording session #177

Saturday, 23.06.12
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Werke für Soloinstrumente und Klangprojektion
von BELMA BEŠLIC-GÁL und BERNHARD GÁL

Belma BEŠLIC-GÁL – Klavier, Klangprojektion
Annelie GAHL – Violine
Bernhard GÁL – Klangprojektion
Maria Brigitte GSTÄTTNER – Fagott
Vera KLUG – Flöten

PROGRAMM:

B. Bešlic-Gál & B. Gál – flut
Für Bassflöte und Klangprojektion, 2011, 9‘

Bernhard Gál – betwixt
Für Flöte und Klangprojektion, 2012, 9‘ (UA)

Belma Bešlic-Gál – Nowhere Plain
Für Violine und Klangprojektion, 2009, 16‘

Belma Bešlic-Gál – Silpium Mons
Für Fagott und Klangprojektion, 2012, 10‘ (UA)

Belma Bešlic-Gál – Echo II
Für Klavier und Klangprojektion, 2009, 9‘

Bernhard Gál – 88
Für Klavier und Klangprojektion, 2003, 6‘

 



BELMA BEŠLIC-GÁL
Geboren 1978 in Tuzla (BIH). Slowenisch-bosnische Komponistin, Künstlerin und Pianistin, lebt und arbeitet derzeit in Salzburg und Wien. Klavierstudium an der Hochschule für Musik “Franz Liszt” in Weimar, Kompositionsstudium an der Kunstuniversität Graz. Auseinandersetzung mit Weltraumforschung, Nihilismus, Futurismus, der kulturellen Problematik von Nachkriegsgesellschaften sowie der Manipulation von Zeitwahrnehmung im Kontext intermedialer Musikkonstellationen. Internationale Konzerttätigkeit, multimediale Kunstprojekte, Videoproduktionen sowie Vorträge und Forschungsaktivitäten. Ko-Kuratorin des Festivals shut up and listen! in Wien. Preise und Stipendien, u. a. Startstipendium für Musik, BMUKK, 2011; Internationales Arbeitsstipendium “Composer in Residence – Komponistinnen nach Frankfurt”, Archiv Frau und Musik, Frankfurt 2011; Ingrid zu Solms Kunst und Kulturpreis, Frankfurt 2011; Arbeitsstipendium Land Salzburg 2011. http://www.belmabeslic.com

BERNHARD GÁL
Der 1971 in Wien geborene Komponist, Künstler und Musikwissenschaftler Bernhard Gál ist durch seine vielschichtige interdisziplinäre Arbeitsweise in den Bereichen zeitgenössische Musik, Installationskunst und Medienkunst gleichermaßen vertreten. In intermedialen Installationen und Klangkunstprojekten integriert er Klang, Licht, Objekte, Raumkonzepte und Videoprojektionen zu wahrnehmungsorientierten und oft ortspezifischen Gesamtkunstwerken. Er komponiert außerdem Musik für akustische Instrumente sowie elektroakustische Musik und gibt als Laptop-Musiker selbst Konzerte. Darüber hinaus betreibt Gál die Produktionsplattform Gromoga und leitet die österreichische Kulturinitiative sp ce. Gemeinsam mit Belma Beslic-Gál kuratiert er das Festival shut up and listen! in Wien. Seine Werke wurden in Konzerten, Ausstellungen, Installationen und Radioportraits weltweit präsentiert und auf etwa 30 Tonträgern sowie mit diversen Katalogen und DVDs dokumentiert. http://www.bernhardgal.com

KURZBESCHREIBUNG DER PRÄSENTIERTEN WERKE

– flut
Für Bassflöte und Klangprojektion, 2011, 9‘

Ausgangspunkt von flut war die Idee, Einstimmigkeit im Sinne der islamischen Musiktradition mit dem Monodie-Konzept der westlichen Musik zu verbinden und somit Parallelen zwischen (scheinbar verschiedenen) Kulturen aufzuzeigen. Dieser Gedanke führte jedoch schnell zu einer grundsätzlichen Infragestellung der Polarität von Ein– und Mehrstimmigkeit. Audioaufnahmen von Sand stellen das vorherrschende Ausgangsmaterial des elektroakustischen Parts von flut dar. Hier spiegelt sich das Verhältnis des Einzelnen zum Ganzen bereits in der Beschaffenheit des Materials exemplarisch wider. Ein einzelnes Sandkorn bliebe für das menschliche Ohr weitgehend unhörbar – erst durch die Mehrstimmigkeit der Masse ergibt sich das Klangerlebnis – unzählige Sandkörner verschmelzen zu einer Klanggestalt, zum „einstimmigen“ Rauschen des Sandes. Gleichzeitig werden die klanglichen Möglichkeiten der Bassflöte und ihr einzigartiges spieltechnisches Potential als „weitere Sandkörner“ verstanden und somit mit der elektroakustischen Klangprojektion zu einem Ganzen verbunden. Ziel ist eine erlebte Einstimmigkeit, die sich aus miteinander verwobenen Einzelelementen zusammensetzt.betwixtFür Flöte und Klangprojektion, 2012, 9‘ (UA)
In betwixt werden akustische Flötenklänge mit ihren elektroakustischen Derivaten verwoben. Die vielschichtige Klangprojektion basiert also auf unveränderten Instrumentalklängen desselben Ursprungs. Der Titel betwixt verweist auf das Dazwischenliegende, das Unbestimmte: Ziel ist eine Verbindung der musikalischen Komponenten zu einer unauflösbaren klanglichen Einheit. In der Instrumentbehandlung kommen verschiedene erweiterte Spieltechniken zum Einsatz, wie etwa Mehrklänge, whistle tones und Mischklänge aus Stimme und Instrument. In der (optionalen) musiktheatralischen Umsetzung bleibt der Interpret hinter einem transluzenten Paravent verborgen und wird im Verlauf des Stückes in „fünf Zeitfenstern aus Klang und Licht“ lediglich als sich langsam verändernder Farbschatten sichtbar. Akustische und visuelle Information werden so voneinander getrennt und auf reduzierte Weise neu zusammengefügt.

– Nowhere Plain (Utopia Planitia)
Für Violine und Klangprojektion, 2009, 16‘

Nowhere Plain (Utopia Planitia) ist eine musikalische Darstellung der ewigen menschlichen Sehnsucht nach dem Unerreichbaren. Es wird eine hypothetische Duo-Live Performance postuliert: Am 17.02.2056 soll das erste interplanetare Konzert stattfinden, eine Live-Übertragung, bei welcher sich die Protagonisten auf verschiedenen Welten befinden. Die Klangprojektion wird vom Mars abgespielt (aus der Ebene „Nirgendwo“), die Violine befindet sich auf der Erde. Aufgrund der Entfernung ist das Zusammenspiel dieses Duos nicht nur in räumlicher Hinsicht, sondern auch zeitlich reine Fiktion. Denn die Gegenwart der einen Welt ist die Vergangenheit der anderen, und die Gegenwart der zweiten Welt die Zukunft der ersten. Ein gemeinsames Jetzt existiert nicht. Das Publikum jedoch nimmt eine dritte Zeit wahr, als Andeutung einer imaginierten Gleichzeitigkeit. Die Komposition ist in drei Teile gegliedert: a) Introitus (elektronisch), b) Main (elektroakustisch), c) Exitus (elektronisch). Violine und Klangprojektion stellen zwei eigenständige Welten innerhalb einer übergeordneten Realität dar und erzählen ihre jeweils eigene Geschichte. Eine nihilistisch geprägte Gestaltungsweise formt die mikroformalen Klangstrukturen des akustischen Parts, welche ähnlich den Gezeiten kommen und gehen. Der zum Teil undefinierte und archaische Klang der Violine trifft auf den reduzierten, doch zukunftsorientierten Klang der Zuspielung.

– Silpium Mons
Für Fagott und Klangprojektion, 2012, 10‘ (UA)

Silpium Mons für Fagott und Klangprojektion ist Teil des Zyklus “17/2”, welcher ausschließlich Kompositionen für ein Soloinstrument und Klangprojektion beinhaltet, die allesamt im 17/2-Takt, mit einer Tempoangabe von 1⁄2=17, geschrieben wurden. Die Dauer eines Taktes beträgt somit genau eine Minute. Gleichzeitig stellt die Komposition auch eine Fortsetzung meiner Beschäftigung mit extraterrestrischen Vorgängen und meiner Faszination mit der unendlichen Vielfalt astronomischer Phänomene dar, sowie mit klangpsychologisch-manipulativen Konzepten der Zeit- und Raumwahrnehmung im Rahmen einer konzertanten musikalischen-musiktheatralischen Aufführung. Bisherige Werke zu diesem Themenkomplex waren u.a. Hibernation (2009), LAKES – Lacus Somniorum (2008), Nowhere Plain (2008). In jenen Kompositionen versuchte ich, verschiedene Wege zur Kombination von Licht und Raum sowie von akustischen Klängen und elektroakustischen Klangprojektionen auszuloten. In diesem Fall handelt es sich um die „Berge“ des Jupiter-Mondes IO. Deren Besonderheit ist ein extrem ausgeprägter Vulkanismus, der von keinem anderen Himmelskörper des Sonnensystems überboten wird.

– Echo II
Für Klavier und Klangprojektion, 2009, 9‘

Die konzeptuelle Grundlage dieser Komposition war meine Auseinandersetzung mit den philosophischen, soziologischen und psychologischen Fragen, die bestimmte Aspekte des Filmes „La Dolce Vita“ von F. Fellini aufwerfen (wie z.B. die emotionale Leere, soziale Dynamik und Oberflächlichkeit der Nachkriegs- Jet-Set-Gesellschaft). Ich entschied mich dafür, die Komposition über drei grundsätzliche Klangqualitäten zu strukturieren, mit welchen ich die erwähnten Aspekte musikalisch zu reflektieren versuchte. Die Komposition ist als Interaktion zwischen live-generierten und vorproduzierten Klängen zu verstehen, welche als „reale“ und „fiktive“ Welt gedeutet werden wollen und jeweils den Schatten des anderen symbolisieren. Das Ziel ist die Darstellung einer dritten, daraus entstehenden „Schein-Realität“.

– 88
Für Klavier und Klangprojektion, 2003, 6‘

In der Komposition 88 erklingt jeder Ton des Klaviers einmal. Das Haltepedal bleibt während des gesamten Stückes gedrückt, dadurch ergeben sich,- abhängig von Tonhöhe (Saitenlänge) und Dynamik, unterschiedlich komplexe Zusammenklänge. Die Reihenfolge der Noten spielt hier im übrigen keine wesentliche Rolle, sie wurde nach einem Zufallssystem festgelegt. Wahlweise können die Klavierklänge über Mikrofone verstärkt in den Raum projiziert werden. Zur Entkopplung (und kontrollierten Zusammenführung) der akustischen und visuellen Ebene können bestimmte performative Elemente in die musikalische Aufführung miteinbezogen werden.

Die Uraufführungen von betwixt und Silpium Mons wurden durch Arbeitsstipendien der Kulturabteilung der Stadt Wien (MA7) unterstützt.

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